Von der Kletterpflanze zum Design!
Wie setzt eine angehende Goldschmiedin ihre Inspiration um?
Für SeJeong kann vieles was sie sieht und hört zu einem kreativen Impuls ihrer Schmuckstücke führen.
Bei einem Spaziergang im Park sieht sie eine Efeupflanze an einem Baum. Mit Fotos und weiterführenden Skizzen startet SeJeong ihre Ideenfindung, die zu Mini Metalldraht-Skulpturen und verschiedenen Papiermodellen führt. Dabei ist noch gar nicht sicher welches Schmuckstück entstehen wird.
Die Idee der Ranke passt für sie am besten zum Ohr. Aus einem feinem Messingblech sägt SeJeong 3 verschiedene Ideen aus. Eine Arbeit die Geduld und feinmotorig braucht.
Da wundert es nicht, dass das Sägeblatt SeJeong‘s Lieblingswerkzeug ist.
"Sägen ist für mich wie eine Meditation. Ich kann mich ganz auf diese Arbeit konzentrieren und alles andere vergessen."
Warum macht eine junge Süd-Koreanerin in Deutschland eine Goldschmiede-Ausbildung?
Mit 23 Jahren macht Se Jeong ihre erste Europa Reise und ist von der Kunst und Kultur in Italien und Spanien fasziniert. In Seoul, Süd-Korea, arbeitet sie nach ihrem Literatur Studium erstmal in einer Werbeabteilung einer großen Firma. Die Idee noch etwas Kreatives/Künstlerisches zu studieren lässt sie nicht los und sie bewirbt sich an der renommierten Kookmin Universität. Mit einem Stipendium beginnt sie dort den Studiengang: Schmuckdesign - zusammen mit 10 anderen Frauen. Ihr Professor, der in Deutschland an der Universität Pforzheim Schmuckdesign studiert hat, vermittelt ihnen auch einen Einblick in das deutsche Design. Nach ihrem Abschluss arbeitet sie bei einer Schmuck-Firma in Seoul und merkt, dass ‚nur designen‘ und ‚das Vermarkten‘ der Schmuckstücke sie nicht ausfüllt. In der südkoreanischen Arbeitswelt ist sie für diesen Bereich der Schmuckherstellung zuständig. Die alten Meister mit ihrem technischen KnowHow und langjährigen Fertigkeiten erarbeiten die handwerkliche Umsetzung.
SeJeong möchte auch das praktische Handwerk erlernen um ihre Design Ideen realer zu gestalten. So wagt sie mutig den Schritt nach Deutschland zu gehen, die fremde Sprache zu lernen und sich an den Handwerksschulen in Pforzheim und Hanau zu bewerben. Da Reisen und neue Eindrücke zu sammeln für sie zum kreativen Designprozess dazugehören ist Hanau ihre erste Wahl – der Frankfurter Flughafen liegt in der Nähe.
Wie wichtig ist Mut im Leben – und im Design?
Für SeJeong ist das eine emotionelle Frage, die sie sehr bewegt.
"Sei mutig habe ich mir selbst gesagt! Wenn du keinen Mut hast, dann kannst du dein Leben nicht verändern. In Süd-Korea habe ich meine große Angst vor dieser Veränderung bemerkt. Aber nur ich allein kann etwas ändern. Also habe ich einen Deutschkurs am Goethe Institut und ein ‚One Way‘ Flugticket gebucht und meine Wohnung in Seoul aufgelöst. Das hat mir sehr viel Selbstbewusstsein gegeben, um auch die nächsten Schritte in Deutschland zu machen, wie zum Beispiel ein Bankkonto mit meinem schlechten Deutsch zu eröffnen, ein Visum zu beantragen, eine Wohnung zu finden. Zum Glück habe ich dabei sehr viele nette Deutsche getroffen, die mir sehr geholfen haben."
Auch im Entwurfsprozess ist es für sie wichtig der inneren Stimme zu folgen. Denn nur so kann ein besonderes Design und Schmuckstück entstehen - auch als Werkstück im Unterricht.
Wie wichtig ist das Thema ‚Umweltbewusstsein‘ in Südkorea?
SeJeong weiß, dass das Thema 'Faires Gold' und 'Recycling' in Süd-Korea noch keinen großen Stellenwert hat. In den nächsten Jahren möchte sie diese Aspekte auch in ihren Arbeiten und Entwürfen einbeziehen. Die Einstellung „Es muss nicht immer alles neu sein um wertvoll zu sein“ hat sie in Deutschland kennen und schätzen gelernt. Alte Schmuckstücke mit ihrer eigenen Geschichte und einem emotionellen Wert sind auch eine Inspirationsquelle. SeJeong schmiedet sie dann zu einem besonderen Designstück um - in ihrer Ladenwerkstatt in Seoul. Das ist der nächste mutige Schritt!
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
"Ich möchte gerne mal in Italien arbeiten, in Florenz. Ich finde und sehe dort überall anregende Ideen und es gibt jede Menge Kunst und Kultur.
Im Handwerksviertel Santo Spirito habe ich Freunde und schon viele spannende Gespräche mit ihnen und anderen Kreativen gehabt."
Name: SeJeong Choi
Sie macht:
eine Ausbildung zur Goldschmiedin
Sie mag:
eine Tasse Tee am Morgen, den Prado in Madrid, Italien und Fotografieren
Sie bewundert:
Margret Thatcher, die sich in der von Männern dominierten Politik durchgesetzt hat
Ihr WIASOLA Tipp:
"Sei mutig! Nur du selber kannst etwas in deinem Leben verändern."
Ihre 5 Lieblingssongs:
- West Side Story 'Tonight'
- Park Hyo Shin 'Missing'
- J.S.Bach -Igor Levit 'Wachet auf, ruft uns die Stimme'
- Notre dame de paris 'Le temps des cathedrales'
- Adele 'Skyfall'
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