Siebdruck, 'Fun' Farben & 'Pop Art' Grafik
Wie nutzt eine junge Schweizerin ihre kreativen Bausteine zur Selbständigkeit?
Du bist auf der Suche nach einem schöpferischen Workshop bei dem du mit professioneller Unterstützung einen T-Shirt gestalten kannst? In Nina Eglis Siebdruck-Studio im Frankfurter Stadtteil Bockenheim findest du die perfekte Mischung von Pop Art Farben, Grafiken und guter Laune. Sie sind auch die kreativen Bausteine, die Nina zum Aufbau ihrer Firma ‘Jakob&Tatze’ nutzt.
Siebdruck Leidenschaft trifft auf ‚Creative Mind‘
Für Nina, die ihren ersten Siebdruck Kurs während ihres Grafikdesign-Studiums in der Schweiz macht, ist nach der Einführung klar: Das ist mein Medium, um meine Grafiken anderen Menschen zu präsentieren. Auch 10 Jahre später erzählt sie mit leuchtenden Augen:
"Das absolut Beste am Siebdruck ist, dass ich eine Grafik am Bildschirm gestalte und das Design über den Siebdruck so umsetzen kann, dass ein super professioneller Druck entsteht. 1:1 so wie ich ihn designt habe. Feine Linien, akkurate Umrisse, das ist absolut möglich. Beim Holzdruck oder anderen Drucktechniken gibt es immer Abweichungen, wenn man die Technik nicht perfekt beherrscht. Für mich passt der Siebdruck perfekt zum textilen Material. Wenn ich ein T-Shirt mit ‚meinen‘ Farben und eigenen Illustrationen bedrucke und es dann jemand mit Freude trägt - das ist schon Mega cool!"
Vom Hobby zur Selbstständigkeit - 1. Schritt
Schon während des Studiums bedruckt Nina Textilien mit ihren eigenen Grafiken und verkauft sie auf Designmärkten in der Schweiz und später in Frankfurt. Schon früh hat sie so ihre ersten KundinInnen Kontakte und sieht was ankommt. Auch als angestellte Grafikerin in einer Firma in Frankfurt lässt sie ihre Leidenschaft nicht los. In ihrer kleinen 2-Zimmer Wohnung wird die Abstellkammer zu Dunkelkammer umfunktioniert, um die gespannten Siebe zu belichten. Der Schreibtisch wird zum Drucktisch genutzt. Und in der Badewanne werden die Siebe nach dem Farbdruck ausgewaschen. Damit sie ihre Wohnung wieder normal bewohnen kann, steht als nächster Schritt der Umzug in eine Ateliergemeinschaft an. Nina merkt, dass sie mit ihrem Hobby Interesse generiert. Immer wieder fragen Bekannte und FreundInnen nach, ob sie auch mal einen Siebdruck mit ihr machen können. Auch ihr Instagram Account wächst in dieser Zeit.
Erste Siebdruck Workshops - 2. Schritt
Und wie mit vielen wichtigen Sachen - Nina hört auf ihr Bauchgefühl und überlegt ganz offiziell Siebdruck Kurse anzubieten. Das Gefühl geht aber mit vorsichtiger Planung einher, sodass sie erstmal einige FreundInnen zu einem Probe-Kurs in ihre Wohnung einlädt. Die Begeisterung ist am Ende des Tages groß und für Nina steht fest:
" Ich fand es super Anderen etwas zu vermitteln. Ihnen ein Feedback zu ihren Ideen zu geben und sie in Bezug auf Farben und Grafiken professionell zu beraten. Ich habe gemerkt, das kam richtig gut an.“
Start der Kurse … Corona … und jetzt? – 3.Schritt
Neben ihrer Arbeit als Grafikerin in einer Agentur bietet sie an Wochenenden ihre ersten Kurse an. Aber nach nur 6 Monaten ist schon wieder Schluss – der Corona Lockdown ist da!
"In dieser Zeit wurde mir auch klar, dass es nicht mein Traum ist als angestellte Grafikerin zu arbeiten. Zum Glück hatte ich durch den Lockdown Zeit mich noch mehr auf Instagram einzulassen. Ich habe schon immer was gepostet, aber meine Art die Stories aufzuarbeiten, das kam gut an. Meine Grafiken, meine Farben, meine Themen, das fiel auf. Das habe ich an den Zahlen meiner FollowerInnen gemerkt. Wer bin ich! Was beschäftigt und begeistert mich! Das hat immer mehr Leute interessiert.“
Es wird ernst! - 4.Schritt
Ende August 2021 steht dann der Ausstieg aus ihrem Job an. Beim Jobcenter gibt es diverse Beratungsangebote, wie ein Coaching Angebot für die Schritte in die Selbstständigkeit. Auch die Auflage einen Businessplan für das Erreichen ihrer wirtschaftlichen Ziele zu schreiben steht an. Dadurch hat Nina die Möglichkeit einen Gründungszuschuss vom Staat zu nutzen.
"Im nachhinein stelle ich fest, dass ich eigentlich 3 Business Pläne hätte schreiben müssen. Erstens - ich bearbeite die Druckaufträge für andere Firmen. Zweitens - ich mache meine eigene kleine 'Slow Fashion 'Kollektionen. Und drittens - ich biete meine Druckworkshops an.“
Instagram - Business 'Tool' - 5.Schritt
In dieser Phase zeigt sich, dass Instagram auch ein ‚Tool‘ ist, um sich mit ihren FollowerInnen auszutauschen. Viele in der Community sind wie Nina selbstständige und kreative Menschen.
"Fragen wie: Wo bekomme ich passendes Verpackungsmaterial, oder wo kann ich gute Farben kaufen, lösen sich oft sehr schnell über diese Medium. Über die Crowd funding Plattform 'Startnext' haben mich innerhalb von 3 Wochen so viele Menschen unterstützt, dass ich direkt mein Ziel von 10.000 Euro erreicht habe. Ich hatte die Aktion auf Instagram gepostet, aber ich war total hin und weg wie schnell alles ging. Damit konnte ich mir unter anderem mein sechser Druck-Karussell refinanzieren. Gestresst hat mich die Suche nach einem passenden Atelier. Ich habe über ein Jahr gesucht. Ich war fast so weit aufs Land zu ziehen."
Nina lacht! Sicherlich wäre das nicht passiert. Sie braucht den Wirbel in der Stadt und den Austausch mit anderen kreativen Menschen. Dann wieder ein Glückstreffer. Im Oktober 2021 findet sie in einem Hinterhof in Frankfurt Bockenheim ihr Studio!
Einweihungsparty & 'Den Zufall' gibt noch! - 6. Schritt
„In meinem Business Plan habe ich auch den Termin für die offizielle Einweihung meines Studios aufgestellt. Aber manchmal entwickeln sich viele Sachen auch so. Bei meiner Einweihungsparty kam tatsächlich eine Frau vorbei, die eine Ausbildung zur Siebdruckerin gemacht hat und Lust hat mit mir hier zu arbeiten. Das wäre schon ein Glückstreffer! Es gibt nur noch wenige Menschen, die eine Ausbildung zur Siebdruckerin machen. Jetzt muss ich die Formalitäten abklären. Der Punkt 'Angestellte' taucht erst später in meinem Plan auf. Aber da alles super läuft. Vielleicht mache ich diesen Schritt schon früher."
Instagram = Teil des täglichen Arbeitspensum
Nina plant einige Stunden am Tag für Instagram ein. Ihre fast 14.000 Follower folgen ihr nicht nur begeistert, sondern sie generiert auch so ihre Aufträge. Infos wie 'ich suche eine PraktikantIn', der Start ihres nächsten 'Pop Up' Shops, Urlaubszeit, Lieferengpässe und vieles mehr postet sie auf ihrem Account.
„Ich nutze Instagram auch um Transparenz über den Schaffensprozess zu generieren. Viele Menschen können sich nicht vorstellen, warum ein handbedruckter Pulli so viel mehr Geld kosten soll als die Massenware in einem Shop. Wenn ich aber zeige, dass die Farben einzeln von Hand gedruckt werden, jeder Farbe erst trocknen muss, bevor der nächste Schritt kommt, dann wird das Shirt noch gebügelt und gefaltet. Am Anfang wird erst die Grafik designt, dann kommt der Belichtungsprozess der Siebe, das ist alles Handarbeit. Mit diesem Wissen sind die Leute auch bereit den angemessenen Preis für das Produkt zu zahlen.“
Künstlerische Zusammenarbeit ‚Let’s work together‘ – 7. Schritt
Ein anderer Weg um ihre Kollektionen kreativ zu bereichern, ist die Zusammenarbeit mit anderen GrafikerInnen. Nina ist immer offen für spontane Kooperationen.
"Bei einem Workshop fand ich das Motiv einer Teilnehmerin super cool. Dann haben wir einfach was zusammen gemacht. Jetzt suche ich auch im Netz nach spannenden Leuten, die mir als Persönlichkeit oder deren Grafiken mir gefallen. Ich schreibe sie einfach an. Es haben sich schon super Projekte dabei ergeben - auch mit Leuten, die in der Szene bekannt sind.“
‚Hand made & designed‘ in Frankfurt
Für ihre Sonderserien auf Biobaumwollte gedruckt hat Nina noch ein Extra Plus zu bieten. Sie dokumentiert den Prozess fotografisch und bereitet das für eine Instagram Story auf, die die KundInnen so direkt nutzen können. Schon ein besonderes Angebot, wenn es mit so viel Freude und professioneller Begeisterung umgesetzt wird.
Traum von einem ‚Open ART & Meeting SPACE‘! - 8. Schritt
Nina wäre nicht Nina, wenn sie nicht schon weitere Pläne und Ideen mit sich trägt. Vielleicht noch nicht als Business Plan aber die Visionen schwirren schon bunt in ihrem Kopf herum.
„Schon als Kind wollte ich mein eigenes Studio haben! Mein Traum ist es auch einen Ort zu schaffen, in dem sich andere Kreative einmieten können. Eine große Halle mit Fensterfront, so dass man beim Vorbeigehen direkt in das Atelier reinschauen kann. Dazu ein kleines Cafe zum Relaxen und den kreativen Menschen zuschauen. Ich habe da noch einige Ideen."
Kreativspot Frankfurt? - 9. Schritt
Nina lebt und arbeitet gerne in Frankfurt. Die Stadt und dass sie hier ihr passendes Umfeld gefunden hat, begeistert sie gerade sehr.
„Es gibt noch jede Menge Potential – für mich und die City. Ich habe zwar schon einen gewissen Wiedererkennungswert erreicht, was ich Mega Cool finde. Ich würde das gerne nutzen, um die kreative Szene der Stadt sichtbarer zu machen. Ich kann mir mein ‚Open Space‘ Studio auch für kreative Veranstaltungen, zum Netzwerktreffen oder auch mal als Raum für eine Weihnachtsfeier vorstellen. Mal auf andere Weise mit Menschen zusammenarbeiten.“
Mehr über Nina aka 'Jakob&Tatze'
Auf ihrer Webseite und ihrem Instagram Account bekommst du einen bunten Eindruck über die vielfältigen Aktionen, die Nina so anbietet oder in Zukunft plant. Ich bin gespannt, was sie in den nächsten Monaten noch von ihren Vorstellungen rund um den Siebdruck auf die Beine stellt. Und ob sie schon etwas zu ihrer Idee - ihr Studio als 'Open Work & Meeting Space' - anbietet.
Name: Nina Egli
Sie ist:
Siebdruckerin, Grafikerin, Gründerin
Zu finden:
im Frankfurter Stadtteil Bockenheim
Studio JAKOB&TATZE, Leipziger Str. 63–65, 60487 Frankfurt am Main
Sie mag:
Pfannkuchen, Bilderbücher und Fahrräder sowie kleine besondere Shops und Cafés
Sie bewundert:
Menschen, die richtig gut kochen können
Ihr WIASOLA Tipp:
"Du musst noch kein Profi sein, um mit etwas zu starten. Geh los und lerne unterwegs, Schritt für Schritt."
Ihre Lieblingspodcasts:
Hotel Matze
Frisch an die Arbeit
Zu finden unter:
Hier kann man sehen, wie Nina einen Pulli bedruckt: