Seitlinge Austernpilz inspirierende Farben Oyster mushrooms in different colors pink golden beige

Edelpilze – in besonderen Farben!

Wie kommt eine junge Frau dazu, eine Pilzfarm zu gründen?

Sarah Küper vom ‚Trüffelwerk‘ in Recklinghausen liebt die Natur mit all ihren Facetten. Ihr Anliegen sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen führt sie 2016 dazu ihre Energie und Elan in das ‚Erforschen‘ eines besonderen Nahrungsmittel zu stecken - dem Seitling auch als Austernpilz  bekannt und dem Burgundertrüffel.

Welches Naturprodukt passt zu mir mit meiner Ausgangsituation? 

Das ist die Frage, die alles ins Rollen bringt. Sarah besitzt eine ehe­ma­li­ge Gärt­ne­rei mit einer klei­nen land­wirt­schaft­li­chen Fläche und einen erfolg­rei­chen Ein­stieg in die ‚Human Recour­ces‘ Abtei­lung einer großen Firma. Nach ihrem Stu­di­um der Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten, das sie mit der Geburt ihres zwei­ten Kindes abschließt, hat sie ihre erste Busi­ness Erfah­rung zum Nach­den­ken gebracht.

„Als Erzie­hungs­wis­sen­schaft­le­rin stand die Kar­rie­re in einem großen Kon­zern, aber auch die 40 Stun­den Woche weg von meiner Fami­lie an. Jetzt habe ich eine 60 Stun­den Woche, aber meine Kinder können mich jeder­zeit sehen und anspre­chen. Zwi­schen­durch kann ich immer wieder für sie da sein. Das heißt aber auch am Abend noch ein Koche­vent zu geben oder am Wochen­en­de an einem Markt­stand meine Pro­duk­te zu ver­kau­fen“

Die Pilzfarm Idee:  strategische Schritte + Business Plan!

Der Gedan­ke von Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf führt sie zu einem Termin mit einem kom­pe­ten­ten Mit­ar­bei­ters des Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums. Mit der Bera­tung erar­bei­tet sie einen Busi­ness Plan für die Pilz­zucht. Die Hallen auf dem Gelän­de sind schon mal ein guter Aus­gang­punkt für die Auf­zucht. Aber erst­mal liest sie die Fach­li­te­ra­tur über die unter­schied­li­chen Pilze. In ihrem klei­nen selbst­ge­bau­ten Labor expe­ri­men­tiert sie viele Stun­den mit ver­schie­de­nen Pilz­spo­ren, dem Roggen als Wachs­tums­trä­ger und Stroh­pel­lets als Nähr­bö­den. Die rich­ti­ge Feuch­tig­keit und ande­ren not­wen­di­gen Fak­to­ren kommen im Wachs­tums­pro­zess dazu. Die alte Beton­misch­ma­schi­ne wird ein­fach zum Ver­men­gen des ent­wi­ckel­ten Nähr­sub­strats genutzt.  In den neu gebau­ten ste­ri­len Räumen mit gere­gel­ter Tem­pe­ra­tur von 10-20 Grad stehen in den Rega­len die 'recy­cel­ten' Plas­tik­ge­fä­ße mit dem geimpf­ten Sub­strat. Nach weni­gen Tagen sieht man schon die klei­nen Pilz­lin­ge und erkennt ihre Farben: Zitro­nen­gel­be, Rosa-Orange und Creme-Beige Töne fas­zi­nie­ren.

Die Farben stehen auch für unter­schied­li­che Aromen: gelb für zitro­nig, rosa-orange für den leich­ter Speck­ge­schmack und creme-beige erin­nert an zartes Kalb­fleisch. Inspi­rie­rend! Aber erst­mal ist das eine finan­zi­el­le Belas­tung für Sarah.

„Die Vor­lauf­zeit von 2 Jahren bis zur ersten Ernte war erst­mal ohne Ver­dienst. Den Punkt Ver­mark­tung und Ver­kauf in meinem Busi­ness Plan musste ich auch bear­bei­te­ten und mich für ein Start­kon­zept ent­schei­den - das braucht schon viel Ener­gie und Herz­blut.“

Next Stepps und Hofladen Projekt

Die Erfah­rungs­wer­te, die Sarah in den ersten Jahren sam­melt, lassen sie zu einer Exper­tin der Seit­lin­ge werden. Ihrem Fach­blick ent­geht kein Detail an der Pilz­trau­be. Ist  die Feuch­tig­keit rich­tig ein­ge­stellt, wie reagiert der Pilz auf den neuen Nähr­bo­den oder was muss sie an ande­ren Para­me­ter ändern, damit das Ver­hält­nis von Pilz­stamm und Pilz­hut per­fekt ist. Mitt­ler­wei­le hat sie auch einen geeig­ne­ten Bio Zulie­fe­rer für ihre Nähr­bo­den Sub­stra­te gefun­den. Mit stei­gen­der Nach­fra­ge nach ihren Pilzen muss sie Arbeits­schrit­te effi­zi­en­ter gestal­ten.

Was passt zu meinen Edelpilzen?

Mit den attrak­ti­ven Sorten den Zitro­nen und Rosen­seit­lin­gen sind in den letz­ten Jahren noch die Wach­tel­ei­er und die far­bi­gen Eier ver­schie­de­ner Hüh­ner­ras­sen dazu gekom­men. Oder mal eben die Idee eines Pilz­bie­res, das von einem Brau­meis­ter in einer klei­nen Braue­rei pro­du­ziert wird. Oder auch ihre Pilz Risot­to Mischung, die Sarah bei einem Bekann­ten in seiner Gastro Küche selber her­stellt. Getrock­net werden die Pilze direkt im Ver­kaufs­raum. So kann jeder ihrer Pilze genutzt werden. Ihre „No Waste“ Stra­te­gie ist die Moti­va­ti­on wei­te­re Food-Ideen zu ent­wi­ckeln.

Slow Food und Slow Investment

Schon wäh­rend Sarah mit der Züch­tung ihrer Seit­lin­ge expe­ri­men­tiert, inves­tiert sie in einen ande­ren Pilz, den sie viel­leicht erst in 10- 15 Jahren ernten kann. Sie pflanzt drei­ßig ver­schie­de­ne noch sehr kleine Laub­bäu­me, deren Wur­zel­werk mit dem Pilz­ge­flecht der Bur­gun­der­trüf­fel ‚geimpft‘ ist. Bevor sie die Pflan­zung vor­nimmt recher­chiert sie wie immer viel. Bei einem fran­zö­si­schem Trüf­fel Insti­tut lässt sie ihre Erde testen und findet die geeig­ne­ten natür­li­chen Zusatz­stof­fe, damit die Pilz Sporen über­haupt eine Chance zur Ver­meh­rung und Wachs­tum haben.

„Diese beson­de­re Sym­bio­se von Baum, Pilz und Natur finde ich abso­lut fas­zi­nie­rend. Der Setz­ling muss sehr lang­sam wach­sen, damit der Bur­gun­der­trüf­fel die Chance hat sich zu ent­wi­ckeln. Die Baum­schei­be mit dem Laub­holz­ge­schnet­zel­ten um den Stamm hält die Fläche von ande­ren Pflan­zen frei. Und mein ältes­ter Sohn hält die Wiese frei. Er ist für das Mähen ver­ant­wort­lich und für andere kleine Arbei­ten. Auch mit 12 Jahren können Kinder an ihren Auf­ga­ben wach­sen. Wir als Eltern müssen ihnen das nur zutrau­en.“

Schweden – Lieblingsland und Ruhepol.

Ja auch Sarah braucht einen Rück­zugs­ort um auf­zu­tan­ken und ein­fach in der Natur zu sein ohne etwas mit der Natur zu machen. Auf dem Weg nach Süd Lapp­land kann sie schon mal run­ter­kom­men – der Weg ist das Ziel. Ihre Vor­lie­be für dieses Land erkennt man an Details - auch an der Aus­wahl ihre Hühner. Das schwe­di­sche Blu­men­huhn gehört zu ihrer klei­nen aber feinen Hühner Bande.    

„Wir ver­brin­gen die Som­mer­fe­ri­en in Schwe­den auf einem alten Bau­ern­hof. Das passt per­fekt zur Pilz­zucht. In dieser Zeit schal­te ich die Zucht­räu­me aus und stoppe vorher die Pro­duk­ti­on. Dadurch können die Räumer und die Halle gut aus­trock­nen und ich kann so einem bösen Schim­mel­be­fall der Wände und der Halle ent­ge­hen.“       

Haben Hühner ein Lieblingsgericht?

Auch hier kommt ihr Inter­es­se an der Natur mit den ver­schie­de­nen Facet­ten zu Tage und die Auf­merk­sam­keit, die sie in ihre ‚Pro­jek­te‘ legt.

„Bei meinen Hüh­nern erken­ne ich mitt­ler­wei­le 30 ver­schie­de­ne Laute ihrer Hüh­ner­spra­che. Mein Hahn passt nicht nur auf die Hennen auch, son­dern ist auch schon mal der Streit­schlich­ter. Und als ich fest­ge­stellt habe, dass meine Hühner gerne Nudel­res­te essen. Da koche ich jetzt schon mal einen extra Topf für sie mit. Meine Hühner sind auch intel­li­gen­ter als meine Wach­teln, die ich als erstes gezüch­tet habe."

Welche Ziele gibt es für die Zukunft?

Sarah hat sicher­lich mehr als nur 10 Ziele. Sie liebt die Her­aus­for­de­rung und ein­fach mal etwas aus­zu­pro­bie­ren. Platz für Zusatz­pro­jek­te gibt es in ihrem Busi­ness Plan immer. Die Kinder werden schließ­lich größer und selb­stän­di­ger und können ihre klei­nen aber eige­nen Wege gehen. Aber erst­mal beschäf­tigt Sarah diese Über­le­gung:

„Was aktu­ell ansteht ist die Ent­schei­dung – Will ich mit meinem Betrieb wach­sen? Anfra­gen von grö­ße­ren Kunden gibt es genug, Platz habe ich auch. Dann wäre ich mehr mit der Orga­ni­sa­ti­on beschäf­tigt. Spon­tan mal etwas aus­zu­pro­bie­ren oder einer etwas ver­rück­ten Idee nach­zu­ge­hen – das wird dann eine neue Her­aus­for­de­rung. Ich müsste mehr Men­schen ein­stel­len. Mit den drei Frauen in meinem Team, die alle auch Mütter sind, passt es per­fekt. Wir unter­stüt­zen uns gegen­sei­tig, wenn zum Bei­spiel mal Kinder krank sind. Aber wie sieht das aus wenn mehr Ange­stell­te dazu kommen?“

Da ist die Frage, ob sie in ihrer Lager­hal­le eine Show Küche auf­baut, recht simpel. Sarah denkt da sehr prak­tisch. Wenn sie alles vor Ort hat um ihre Koch­kur­se abzu­hal­ten, ihre Pilz­mi­schun­gen und andere Pro­duk­te zu ver­ar­bei­ten, dann hat sie mehr Zeit. Zum Bei­spiel für ihren Nutz­gar­ten, daran arbei­tet sie so neben­bei. Aber wie mit vielem: ein Pro­jekt, bei dem ihre Kinder beim Helfen viel über die Natur lernen.                     

Als ‚Mul­ti­tas­king fähige‘ Frau wird Sarah sicher­lich noch viele span­nen­de Pro­jek­te ange­hen. Ich komme dann gerne wieder vorbei.

Name: Sarah Küper


Sie ist:

Land­wir­tin, Diplom Erzie­hungs­wis­sen­schaft­le­rin, Jäge­rin & Mama von 4 Kin­dern


Zu finden in:

Reck­ling­hau­sen im Ruhr­ge­biet - dort ist ihr Hof­la­den.

Sie ver­kauft ihre Pro­duk­te auch in den umlie­gen­den Markt­schwär­me­rei­en und in eini­gen Geschäf­ten.


Sie mag:

Spa­zier­gän­ge mit Trüf­fel- und Jagd­hund Otto, gärt­nern, zur Jagd gehen, Rad­tou­ren, Kla­vier spie­len, his­to­ri­sche Romane lesen und lesen im All­ge­mei­nen


Sie bewun­dert:

'Meine Uroma, die einen Bau­ern­hof mit 10 Kin­dern geführt hat und unglaub­lich ruhig und lie­be­voll gewe­sen sein soll.'


Ihr WIASOLA Tipp:


Ihre 5 Lieb­lings­songs:

  • Claude Debus­sy ‚Clair de Lune‘
  • Type O Nega­ti­ve ‚Green Man‘
  • Edvard Grieg ‚Solv­eigs Song‘
  • Beat­les ‚Here comes the sun‘
  • George Gershwin ‚Sum­mer­ti­me‘

Zu finden unter:

  • Food Facts - wuss­test du eigent­lich...?
  • Farben inspi­rie­ren auch beim Kochen

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